Fundstücke-2023

* (07.07.2023) "Fundstücke" geschichtlich interessant und musikalisch ein Genuss:

GfGR Siegi Binder und Angelika Beroun-Linhart zeigten sich bei der Eröffnung erfreut über die Förderung durch den "Musikimpuls" und begrüßten als Referenten Gottfried Artner (ARDIG) sowie Ute Scholz und Maria Hackl (ASINOE), die über die Erkenntnisse der Ausgrabungen in Großrust fesselnd referierten.

2023 07 07 Fundstücke8Der Abend hätte sich wirklich mehr Besucher verdient: einerseits wegen der geschichtlichen Aufarbeitung der archäologischen Funde, die im Rahmen eines Hausbaues (Fam. Messerer) im Kreuzungsbereich Am Schmittenberg und Steinfeldstraße gefunden wurden, so eine über 2.500 Jahre alte Flöte aus einem Schafknochen.

Die Darbietungen des Flötenensembles "X-Tett" boten Musikgenuss auf höchster Stufe, und auch zwei Musikschülerinnen begeisterten.

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Organisiert und bestens versorgt wurden die Besucher im Gemeindezentrum Obritzberg durch die Dorferneuerung Großrust, die sich sichtlich um das Wohl der Gäste bemüht haben.

Zum Vortrag - Kurzfassung:

Großrust ist immer wieder der Fundort archäologischer Artefakte aus den verschiedenen Siedlungszeiten. So wurden bei einer Wohnhauserweiterung ein bronzezeitliche Urnenbestattung gefunden, datiert um ca. 1.200 v.Chr. Dieser Zeitraum ist gekennzeichnet durch umfassende Wanderbewegungen im zentralen Europa, aber auch im östlichen Mittelmeerraum, von denen auch die Bibel erzählt, z.B. David gegen Goliath. Im Donauraum bilden sich neue umbruchhafte Gesellschaftsformen, die auch Niederschlag in der sogenannten Donauländischen Urnenfelderkultur finden, in dieser zeit entstehen auch teilweise sehr ausgedehnte Erdbefestigungsanlagen.

Ute Scholz und besonders Maria Hackl (Masterarbeit) berichteten von den Ausgrabungen bedingt durch einen Neubau im Kreuzungsbereich Am Schmittenberg - Steinfeldstraße.

Dabei wurden Funde aus verschiedenen Zeitepochen gemacht, so ein Brandschüttgrab aus der Spätbronzezeit (u.a. Zylinderhalsgefäß, Henkelbecher), aber auch eine "Faßgrube" aus der "Römischen Kaiserzeit" (ca. 2. Jh.).

Ein besonderer Fund gelang jedoch bei einem "Eisenzeitlichen Ensemble", datiert 800 - 500 v.Chr.: eine 102 mm lange Flöte aus dem Mittelfußknochen eines Schafes mit 5-facher Lochung und Ritzdekor - es handelt sich um das erstmalige Auftreten des Fischgrätenmusters in dieser Gegend - alles mit Messern bearbeitet bzw. hergestellt. Die Herstellung war sicher sehr aufwändig, da Säugetierknochen - im Gegensatz zu Vogelknochen - nicht hohl sind.

Dieser Fund bildet die Basis für die Masterarbeit von Maria Hackl, die sich mit diesem Fund intensiv beschäftigt hat und sehr interessant darüber referierte. Ein Teil davon befasste sich mit der Rekonstruktion dieses Fundstücken und auch der Frage nach dem eigentlichen Zweck.

Daneben wurden weitere Funde untersucht, so ein gelochter Biberzahn, Hirschgeweihstücke als mögliche Reste einer Knopf- oder Ziergegenstandherstellung , es fanden sich aber auch Reste von Schafwollstoffen, die zu diesem Zweck "gekämmt" wurden, eine Schafschur gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

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